«Mit dem Überqueren von Grenzen habe ich ein lebenswertes Leben gesucht.» Mahmud Mussa (*1997) überquert auf seiner Flucht von Eritrea in die Schweiz die Grenzen von 10 Ländern. Die territorialen Grenzüberschreitungen sind zugleich physische wie psychische Grenzerfahrungen. Auch in der Schweiz stösst Mahmud immer wieder an Grenzen: Seine abgewiesenen Asylgesuche hindern ihn daran, weiter zur Schule zu gehen, die begonnene Lehre fortzusetzen oder zu arbeiten. Viele gute Bekanntschaften und die Wanderungen in den Bergen machen ihm dennoch Mut.
«Bei der Sterbebegleitung wird mir eindringlich bewusst, dass wir alle irgendwann an diese Schwelle kommen.» Christa Scheiwiller (*1964) begleitet sterbende Menschen in ihren letzten Lebensstunden. Für das intensive Einlassen auf einen sterbenden, fremden Menschen überschreitet sie für einen Moment die Grenzen des eigenen Ichs: Sie wird leer, um die Fülle des anderen Lebens zu spüren. Das Sterben ist für sie ein «heiliger Moment». Aus ihrer Tätigkeit schöpft Christa ein tiefes Vertrauen ins Leben. Christas Engagement ist Freiwilligenarbeit.
Für Esmeralda Nussbaum von Felten (*1984) ist das Austesten von Grenzen Voraussetzung für die kindliche Entwicklung. Umso wichtiger erachtet sie das Aufzeigen und Einhalten von Verhaltensgrenzen. Diemo (*2012), Esmeraldas Sohn, stellt diese Grundsätze phasenweise fast täglich auf die Probe: Ohne Vorwarnung schlittert er von Grün über Orange in den roten Bereich der Grenzen-Ampel. Dennoch hilft das Ampelsystem der Familie beim Zusammenleben und Reflektieren. Zur Familie gehören zudem Vater Fabiano von Felten sowie die Töchter Lorena und Noelia. Esmeralda und Fabiano leben das 50/50-Familienmodell und teilen sich Erwerbs-, Kinderbetreuungs- und Familienarbeit je zur Hälfte auf.
«Ich gehe täglich an meine körperlichen und mentalen Grenzen, um meine Fähigkeiten zu verbessern. Für den Ernstfall, der hoffentlich nie eintritt.» Als Schweizer FA-18-Pilot verpflichtet sich Marco Huber (*1990) dazu, vom Luftpolizeidienst bis zum Verteidigungsfall die Sicherheit von Land und Bevölkerung während 24 Stunden pro Tag und 365 Tagen pro Jahr zu gewährleisten. Bei vielfältigen Trainingsmissionen geht «Taxi» dabei an seine physischen und mentalen Grenzen: Um die eigene Leistung zu verbessern, gilt es konstant Grenzen auszuloten. «Taxi» ist Marcos Militärpiloten-Nickname.

GRENZGESCHICHTEN

Dokserie für Museum / Auftrag

4 Dokumentarfilme à 7 - 9 min
raumfüllende 180° Mehrkanal-Projektion, CH-2021
im Auftrag des Bourbaki Panoramas Luzern

Vier Filmportraits für die Sonderausstellung "Über Grenzen. Neugier, Hoffnung, Mut" des Bourbaki Panoramas Luzern zur Erinnerung an die Grenzüberschreitung der französischen Bourbaki-Armee vor damals 150 Jahren.

INFOS ZUR AUSSTELLUNG
11. Mai 2021 - 31. August 2023

Wann haben Sie zuletzt eine Grenze überschritten? Kennen Sie Ihre eigenen Grenzen? Und wann werden diese übertreten? Grenzsituationen sind alltäglich. Sie sind ambivalent, sowohl Herausforderung wie Chance, Gefahr und Bereicherung. Zur Erinnerung an die Grenzüberschreitung der französischen Bourbaki-Armee vor damals 150 Jahren lud das Museum Bourbaki Panorama 2021 mit einer neuen Sonderausstellung aufs Terrain der Grenze.

In der Ausstellung traf Begegnung auf Selbsterkundung: Vier Filmportraits – von der Luzerner Filmemacherin Antonia Meile eigens für die Ausstellung realisiert – stellen zum einen Menschen vor, die im Alltag an Grenzen gelangen, Grenzsituationen begleiten, Grenzüberschreitungen verhindern und Grenzen überwinden. Sei es als Berufsmilitärpilot, Sterbebegleiterin, geflüchtete Person oder in einer Erziehungsgemeinschaft. Die einfühlsamen Gespräche und symbolhaften Stimmungsbilder wurden auf eine überdimensionierte, der Form des Panoramas nachempfundenen Fläche projiziert. Diese Präsentation ermöglichte ähnlich dem Panorama eine immersive Wirkung.

www.bourbakipanorama.ch

Credits

Konzeption & Regie
Antonia Meile

mit
Marco «Taxi» Huber
Mahmud Mussa
Esmeralda Nussbaum von Felten & Diemo von Felten
Christa Scheiwiller

Kamera
Stephan Huwyler

Schnitt
Antonia Meile
Nadine Widmer

Musik & Mischung
TERTIUS Alexander T. Faehndrich

Projektleitung
Irène Cramm

Projektassistenz
Barbara Steiner

Inhaltskonzept Ausstellung
Lorenz Rieser

Produktion
Antonia Meile Filmproduktion

Übersetzung Untertitel
Britta Allgöwer

© 2021, Antonia Meile Filmproduktion;
Stiftung Bourbaki Panorama Luzern